Vordere und hintere Atlasringfrakturen (HWK1) - Atlasring-Osteosynthese

Hintergrund

Frakturen des ersten Halswirbels (Atlasfrakturen) können in vordere- und/oder hintere Atlasringfrakturen eingeteilt werden. Für die Stabilität der Verletzung ist von Bedeutung, ob die Fraktur unverschoben (nicht-disloziert), verschoben (disloziert) und Begleitverletzungen der stabilisierenden Bänder des atlantoaxialen Gelenkes (HWK1 und 2) vorliegen. 

 

Problem

Der 79-jährige Patient hat sich daheim bei einem Sturz gegen die Türe verletzt. Der Patient hat starke Nackenschmerzen.  Er leidet unter mehreren Nebenerkrankungen (Diabetes, Hüftgelenkarthrose, Adipositas) und wird in der unfallchirurgischen Notaufnahme in den Schockraum gebracht, um schnell eine exakte Diagnose zu stellen und relevante Begleitverletzung (intrakranielle Blutung, Gefäßverletzung) ausschließen zu können.

Die Untersuchungen bestätigt den Verdacht: Es zeigt sich eine instabile Kombinationsverletzung des vorderen- und hinteren Atlansrings (Jefferson Fraktur) mit einem knöchernen Ausriß eines wichtigen quer verlaufenden Bandes (Lig. transversum atlantis).

Zum Glück finden sich keine weiteren Verletzungsfolgen, so dass die OP für den Folgetag geplant werden kann.

Lösung

Eine direkte Verschraubung (Atlasringosteosynthese) ist eine gute Indikation, um Form und Funktion des Atlasrings wiederherzustellen. Die Beweglichkeit der oberen HWS bleibt dabei erhalten. Im konkreten Fall ist keine Versteifung angrenzender Gelenke erforderlich ist, um die notwendige Stabiltät für eine sichere Knochenheilung zu gewährleisten. 

Der Patient ist mit dem Vorgehen einverstanden.  Die Operation wird durch einen hinteren Zugang durchgeführt. Der Kopf ist während des Eingriffs in einer Kopfhalterung fixiert. Die exakte Platzierung der 3.5mm Schrauben im Altasring ist anspruchsvoll.  Um absolut sicher zu sein, wird die korrekte Schraubenlage noch im OP mit Hilfe eines 3D-Bildwandlers bestätigt.

Sowohl die Wunde als auch die Implantatlage wird im frühen postoperativen Verlauf mehrfach kontrolliert. Die Fraktur ist reponiert, d.h. der gebrochene Altasring hinten und vorne wieder ausreichend geschlossen, dass eine stabile knöcheren Heilung möglich ist. Der Patient erholt sich für einige Tage auf der Normalstation bis zur Entlassung.  Für weitere fünf Wochen wird das Tragen einer HWS-Orthese zur äußeren Ruhigstellung empfohlen.