Sonderfall - Frakturen bei einsteifenden Wirbelsäulenerkrankungen

Abbildungen

Abb. 18.1 Hoch instabile Fraktur der Brustwirbelsäule bei einem DISH Syndrom mit kompletter Zerreißung der Wirbelsäule in Höhe des 12. Brustwirbelkörpers (Grüner Pfeil)

Abb. 18.2 Langstreckige Instrumentation mit Schrauben, Stäben und Knochenzement bei schlechter Knochenqualität

Abb. 18.3 CT einer Halswirbelsäulenverletzung bei Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylitits) mit instabiler Fraktur in Höhe des 4. Halswirbelkörpers nach Bagatellsturz. Gefahr einer Querschnittslähmung!

Abb. 18.4 Röntgenbild der HWS mit typischem Bild einer „Bambusstabwirbelsäule“ und Fraktur des 4. HWK

Abb. 18.5 Behandlung durch Verschraubung der Halswirbelsäule von vorne und hinten (ventro-dorsale Spondyodese) zur Wiederherstellung der Stabilität

Hintergrund

Eine häufige, einsteifende Wirbelsäulenerkrankung des rheumatischen Formenkreises ist z.B. die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechertew) oder die diffuse idiopathische Skeletthyperostose (DISH, M. Forestier), deren genau Ursache noch nicht abschließend geklärt ist. In Abhängigkeit von der Krankheitsschwere, -dauer und -verlauf kommt es zu einer vollständigen Verknöcherung der Wirbelkörper und Wirbelgelenke mit Verlust der natürlichen Beweglichkeit der Wirbelsäule. Im Röntgenbild spricht man von einer „Bambusstabwirbelsäule“ (Abb. 18.4). Eben diese Steifigkeit verursacht eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit mit einem erhöhten Risiko für eine instabile Fraktur.  Diese Wirbelfrakturen und Verletzungen Hals- (Abb. 18.3), Brust- und Lendenwirbelsäule (Abb. 18.1) von Patienten mit einsteifenden Wirbelsäulenerkrankungen bedürfen deshalb immer einer besonders kritischen Beurteilung.

Problem

Zwei Beispiele sollten diese verdeutlichen:  oft sind die Patienten durch ihre Grunderkrankung bereits im Alltag deutlich eingeschränkt und stolpern leichter. Im Fall eines Sturzes wirken große Hebelkräfte auf die steife Wirbelsäule mit spröder Knochensubstanz. Die Folge sind Verletzungsmuster und Wirbelfrakturen mit einer ausgeprägten Instabilität (Abb. 18.1 und Abb. 18.3). Die Wirbelbrüche kommen einer „Zerreissung“ der gesamten Wirbelsäule gleich.  Das Risiko für neurologische Begleitverletzungen ist ebenfalls höher.

Lösung

In der Brust- und Lendenwirbelsäule bringen oft nur langstreckige Osteosynthese mit Schrauben in jeweils drei Wirbelkörper über und unterhalb des Wirbelbruches die notwendige Stabilität (Abb. 18.2). Ein gewebeschonender Zugang (perkutan) wird zum Einbringen der Schrauben und Stäbe bevorzugt. Im zweiten Fall muss die Fraktur der Halswirbelsäule kombiniert von vorne und von hinten behandelt werden, damit eine ausreichende Stabilität gewährleistet ist (Abb 18.5). Probleme durch Schraubenausrisse oder – lockerungen in dem besonders brüchigen Knochen  sollen auf diese Weise vermieden werden. Bestand vor dem Unfall eine ausgeprägte Fehlhaltung (Buckelbildung, Hyperkyphose), wird versucht, diese im Zuge der Operation mit zu behandeln und zu korrigieren.