Luxationen und Luxationsfrakturen der HWS mit neurologischen Defiziten der Arme und Beine

Abbildungen

Abb 14.1 Beidseitig verhakte Luxationsfraktur der Halswirbelsäule (HWK4-HWK5) mit kompletter Querschnittslähmung

Abb 14.2 Offene Reposition und Stabilisation (Plattenosteosynthese) mit Knochenspanentnahme vom vorderen Beckenkamm

Hintergrund

Traumatische Querschnittslähmungen der Halswirbelsäule nach Unfällen entstehen, wenn das Rückenmark gequetscht oder durchtrennt wurde. Ausmaß und Dauer der Rückenmarkskompression haben einen entscheidenden Einfluss auf das Ausmaß der neurologischen Begleitverletzungen. Die Ausprägung der Funktionseinbußen variiert und kann bis zur vollständigen Lähmung der Arme und Beine gehen. Ebenso ist die Verletzungshöhe von entscheidender Bedeutung.  So kann eine Läsion des oberen Halsmarkes unter Umständen zum Verlust der Atemmuskulatur und zum Tode führen.

In den meisten Fällen kann den Betroffenen geholfen werden, wie das folgende Beispiel zeigt:

Problem

Der junge Mann ist in den Skiurlaub gefahren. Nach 3 Tagen hat er beträchtliche Fortschritte gemacht und fühlt sich sicher, so dass er jetzt ein steilere Piste abfahren möchte. Nach wenigen Metern hat er bereits hohe Geschwindigkeit erreicht und verliert die Kontrolle. Mit großer Wucht prallt er auf die Pistenbegrenzung und bleibt geschockt liegen. Schnell bemerkt er, dass weder Gefühl noch Kontrolle über seine Arme und Beine vorhanden sind.

Die Pistenrettung wird alarmiert. Ein Notarzt übernimmt die Behandlung vor Ort und begleitet den Transport mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik.  Der Hals des Patienten wird währendessen mit einer steifen Halskrawatte stabilisiert. In der Klinik zeigen die weiteren Untersuchungen, dass die Schwäche und Gefühllosigkeit der Arme und Beine die Folge einer Rückenmarksverletzung durch eine verhakte Luxationsfraktur des 4. und 5. Halswirbelkörpers bzw. deren Gelenke ist (Abb. 14.1).

Die Chancen auf eine Erholung sind umso besser, je rascher behandelt wird. Dazu ist das sofortige Einrenken der Luxationsfraktur notwendig.  Eine Nakrose mit anschließender OP wird vorbereitet.

Lösung

In Narkose kann die Luxation manuell eingerichtet, d.h. reponiert, werden.  In gleicher Sitzung wird operiert und dabei die zerrissene Bandscheibe entfernt (Diskektomie), durch ein Stückchen Knochen ersetzt und mit einer Titanplatte mit 4 Schrauben fixiert. Dieses Verfahren wird als vordere zervikale Diskektomie und Fusion (ACDF) bezeichnet (Abb. 14.2). 

Die unmittelbar durch den Unfall verursachte Verletzung des Rückenmarkes ist leider derart ausgeprägt, dass sich trotz Operation weder Gefühl noch Funktion der Arme und Beine erholen.  Der Patient wird in eine Spezialklinik für Querschnittsgelähmte verlegt, so dass er dort weiter von einem umfangreichen Therapieangebot mit unterschiedlichen Rehabilitationsmaßnahmen profitieren kann.