Neuromuskuläre Skoliose

Hintergrund

Neuromuskuläre Skoliosen betreffen vor allem Kinder und junge Erwachsene, können aber auch erst im Erwachsenenalter in Erscheinung treten. Die Erkrankung ist eine besondere Herausforderung für die Betroffenen und deren Familien. Ursachen dieser Erkrankungen sind angeborene oder erworbene neurologische Leiden (Zerebralparesen, Myelomeningozelen, Poliomyelitis u.a.) oder Muskelerkrankungen (Muskeldystrophien).  Bei fehlendem oder fehlgesteuertem Muskeltonus treten ausgeprägte Fehlhaltungen des Oberkörpers und des Beckens auf.

Problem

Der folgende Fall betrifft ein 10-jähriges Mädchen. Die Patientin leidet seit Geburt an einem schweren Hirnschaden. Es ist ihr deshalb nicht möglich, sich in Worten mitzuteilen. Aufgrund einer spastischen Lähmung ihrer Arme und Beine ist sie Zeit ihres Lebens auf  Pflege und Zuwendung ihrer Familie und Therapeuten angewiesen. Es fällt dem Kind schwer, im Rollstuhl zu sitzen. Ein Röntgenbild ihrer Wirbelsäule zeigt das Ausmaß der Verkrümmung (Abb. 1.1). Das Mädchen sackt förmlich in sich zusammen. Dadurch werden die tägliche Pflege erschwert und es muss auch davon ausgegangen werden, dass durch eine weitere Zunahme Probleme im Bereich anderer lebenswichtiger Organe auftreten (Herz, Atmung, Bauchorgane) und eine verkürzte Lebenserwartung nach sich ziehen würde.

Lösung

Der Krankheitsverlauf, sämtliche Vorbefunde und Ergebnisse der körperlichen Untersuchung werden gemeinsam besprochen. Die Entscheidung für eine Wirbelsäulenoperation fällt den Eltern nicht leicht. Das Behandlungsziel wird besprochen und beinhaltet eine Korrektur der Fehlhaltung und des Oberkörpers, so dass aufrechtes Sitzen im Rollstuhl wieder möglich ist. Die Patientin wird bereits einige Tage vor dem Eingriff im Krankenhaus aufgenommen, um alle Voruntersuchungen abzuschließen. Die Operation dauert mehrere Stunde. Zur besseren Überwachung verbringt die Patientin die erste Nacht auf der Intensivstation und wird am Morgen in stabilem Zustand auf die Kinderstation zurück verlegt. Bis zur Entlassung vergehen weitere sechs Tage, ohne dass es zu unvorhergesehenen Problemen kommt. Das Röntgenbild nach der OP zeigt das Ergebnis:  eine langstreckige Korrektur und Stabilisation der Brust- und Lendenwirbelsäule mit Hilfe moderner Implantate, so dass der Oberkörper des Mädchens wieder im Lot ist und sie selbstständig, frei aufrecht sitzen kann (Abb. 1.2).