Abb 11.1 Wirbelsäulenganzaufnahmen im Stehen von vorne: deutliche degenerative Verkrümmung (Skoliose) der Lendenwirbelsäule mit Abkippen nach links.
Abb 11.2 Seitliches Röntgen im Stehen: gerades Stehen als Folge einer Knicks (Hyperkyphose) der LWS ist nicht mehr möglich. Die Patientin ist „aus dem Lot“.
Abb 11.3 Behandlungserebnis im Röntgenbild 1 Jahr nach Korrektur der Fehlstellung mit Abstützung am Becken.
Abb 11.4 Seitliches Profil 1 Jahr nach OP. Die Balance der Wirbelsäule ist dauerhaft wiederhergestellt.
Die 59-jährige Dame lebt auf dem Lande. Ihre Lebenssituation hat sich in den letzten Jahren sehr verschlechtert. Sie besitzt keinen Führerschein und ist für die Besuche bei ihrem Hausarzt und Physiotherapeuten in der Stadt stets auf fremde Hilfe angewiesen.
Ihre seit Jahren bekannten gesundheitlichen Probleme mit den degenerativen Veränderungen ihrer Bandscheiben und Wirbelgelenke haben stark zugenommen. Ihre Lendenwirbelsäule hat sich strukturell immer weiter verkrümmt. Sie ist deshalb einige Zentimeter kleiner geworden und kann ihren Oberkörper beim Gehen nicht mehr aufrichten. Sie ist förmlich „aus dem Lot“ geraten. Die Röntgenbilder im Stehen zeigen es eindrücklich (Abb 11.1 und 11.2). Diese Erkrankung der Wirbelsäule wird als degenerative Lumbalskoliose bezeichnet. Bei ihr kommt eine Buckelbildung der Brustwirbelsäule (Hyperkyphose) erschwerend hinzu. Eine permanente Überlastung der Muskeln und Gelenke führt zu starken Schmerzen und einem Verlust des aufrechten Gangs.
Gerade dann, wenn sich trotz unterschiedlicher, intensiver therapeutischer Therapieansätze keine Aussicht auf Erfolg abzeichnet, kann eine chirurgische Behandlung auch besonders bei schwerer, stark ausgeprägter Fehlhaltung und Kyphoskoliose helfen. Der Leidensdruck einer Erkrankung ist ausschlaggebend dafür, in welchem Maß der PatientIn dazu bereit ist, sich den mit einer Operation vergesellschafteten Risiken und möglichen Komplikationen auszusetzen.
Die Lösung für das Problem ist eine Operation mit Korrektur der ausgeprägten Fehlhaltung. Dazu ist eine genaue Operationsplanung in 2 Schritten notwendig. Zunächst wird die Entnahme eines zuvor exakt berechneten Knochenkeils aus der Lendenwirbelsäule geplant. Im ersten Schritt der OP werden Pedikelschrauben in die Wirbelkörper implantiert. Im zweiten Schritt der OP, eine Woche später, erfolgt die eigentliche Achsenkorrektur der Wirbelsäule mit anschließender Stabilisierung durch 2 Stäbe, bei der man sich auch die Stabilität des Beckens zunutze macht. Auf diese Weise kann die urrsprüngliche Form der Wirbelsäule, d.h. das normale Wirbelsäulenprofil des Rückens, wiederhergestellt und gehalten werden.
Die Erholungsphase zur vollständigen Rehabilitation beträgt für die Patientin zwischen drei und sechs Monaten. Danach ist auch längeres aufrechtes Stehen und Gehen möglich und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität für die Patientin zu verzeichnen.