Sakrum-/Beckenringfrakturen - Lumbopelvine Abstützung

Hintergrund

Das Kreuzbein (lat. Os sacrum, Sakrum) verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken.  Es besteht aus fünf knöchern miteinander verschmolzenen Wirbelkörpern und ist wichtiger Bestandteil des hinteren Beckenrings.

Beim Knochengesunden kommt es in der Regel nur durch sogenannte Hochrasanz-Verletzungen (z.B. Stürze aus der Höhe, Verkehrsunfälle mit hoher Geschwindigkeit) zu instabilen Frakturen des Sakrums.  Dazu der folgende Fall:

Problem

Herr O. wollte eine Reparatur seines Garagendaches vornehmen.  Aus mehr als 2m Höhe kippt die Leiter und Herr O. stürzt auf einen Betonboden.  Er hat starke Schmerzen im Becken und kann nicht mehr selbstständig aufstehen.

Mit den Rettungssanitätern geht es ins Krankenhaus.  Dort werden seine Atmung, der Kreislauf und andere lebensbedrohliche Verletzungen ausgeschlossen.

Die CT- und Röntgenbilder des Beckens zeigen eine instabile Sakrumfraktur (Abb. A - roter Pfeil).  Der vordere Beckenring ist auch betroffen, da die Schambeinäste gebrochen sind.

Das ganze Gewicht des Oberkörpers lastet auf dem frakturierten Kreuzbein, so dass selbstständiges Gehen nicht mehr möglich ist.

Lösung

Ein Verfahren zur Stabilisierung des Beckenrings ist notwendig, damit der 80-jährige Patient schnell wieder auf die Beine kommt.  Längeres Liegen im Bett führt zu einer Schwächung des Kreislaufs und der Muskulatur.  Das würde neue Probleme mit sich bringen.

Durch stabile Schrauben in den unteren Lendenwirbelkörpern und zwei weiteren in den Beckenschaufeln, der sogenannten lumbopelvinen Abstützung (Abb. B und C), kann die Last des Oberkörpers getragen, umgeleitet und das gebrochene Kreuzbein bis zu seiner Heilung entlastet werden.  Moderne, minimal-invasive Instrumente stehen zur Verfügung, die durch kleine Hautschnitte ohne zugangsbedingte Schädigung der Rückenmuskulatur eingebraucht werden können.

Der vordere Beckenring wird mit einer Platte stabilisiert. Herr. O ist wieder in der Lage zu gehen.  In den folgenden Wochen bedarf es einer physiotherapeutischen Nachbehandlung.  Die Schmerzmittel und Hautfäden können nach einigen Tagen abgesetzt bzw. wieder entfernt werden. Bis zur vollständige Knochenheilung vergehen weitere 4-8 Wochen.