Infektionen der Wirbelsäule / Spondylitis / Spondylodiscitis

Hintergrund

Infektionen der Wirbelkörper (Spondylitis) und/oder der Bandscheiben (Spondylodiszitis) führen zur Zerstörung des infizierten Gewebes und der betroffenen knöchernen Strukturen. Eitrige bakterielle Entzündungen werden am häufigsten durch Staphylokokken verursacht.  Die Krankheitserreger gelangen auf dem Blutweg oder direkt, z.B. nach einer Operation, in die Wirbelsäule. Nicht selten sind Schmerzen und Instabilität die Folge von unbehandelten Eiteransammlungen (Abszesse) und können neurologische Ausfälle verurachen.  Länger andauernde Bettlägerigkeit oder eine lebensbedrohliche generalisierte Entzündung (Sepsis) müssen vermieden werden.

Bei der Diagnostik geht es zu allererst um den Erregernachweis. Dazu wird eine Gewebeprobe entnommen und mikrobiologisch untersucht.  Ist der Krankheitserreger bekannt, wird die gezielte antibiotische Behandlung fortgesetzt.  Eine Ruhigstellung betroffener Wirbelsäulenabschnitte, z.B. mit einem Korsett oder Gipsmieder, sind dabei unerläßlich.  Manchmal sind Operationen zur Ausräumung infizierten Gewebes oder lokaler Eiteransammlungen notwendig.  Dazu der folgende Fall:

Problem

Der Patient ist 75 Jahre alt. Sein allgemeiner Gesundheitszustand ist schlecht. Er leidet an der Zuckerkrankheit und hat schon seit Monaten mit einer nicht-heilenden Wunde (Ulkus) am Fuss zu kämpfen. Seit 6 Wochen ist er abgeschlagen und hat dazu stärkste Kreuzschmerzen bekommen.  Er kann sein Bett schmerzbedingt nicht mehr verlassen.  Der Hausarzt hat die stationäre Behandlung in einem Krankenhaus am Heimatort veranlasst. Obwohl die Entzündung der Bandscheibe und Wirbelkörper LWK4-5 erkannt und mit einem Antibiotikum anbehandelt wurde, geht es ihm zunehmend schlechter.

Lösung

Die Wirbelsäule ist instabil geworden und es haben sich größere Mengen Eiter im Bandscheibenraum (Abb 9.1) angesammelt, die entfernt werden müssen.  Der Abszess samt der infizierten Bandscheibenreste und des zerstörten Knochens werden entfernt und gründlich gespült. Danach kann ein Stück stabiler Knochen eingesetzt werden, um den entstandenen Defekt auszufüllen. Abschließend werden über einen gewebeschonenden, minimal-invasiven Zugang Schrauben und Stäbe in die angrenzenden intakten Wirbel bzw. Wirbelkörperanteile eingesetzt (Abb 9.2). Auf diese Weise wird eine ausreichende Stabilität zur Heilung gewährleistet, so dass der Patient unmittelbar nach der OP wieder aufstehen und die gezielte Antibiotikatherapie für weitere 6-12 Wochen fortsetzten werden kann.