Brust- und Lendenwirbelsäulenverletzungen (Distraktions- / Rotationsverletzungen) mit neurologischen Defiziten der Beinen

Abbildungen

Abb 15.1 Instabile Rotationsberstungsbrüche des 3. und 4. Lendenwirbelkörpers nach Hochrasanzverletzung (KfZ-Unfall)

Abb 15.2 Inkomplette Lähmung beider Beine als Folge einer Rückenmarks- und Nervenbedrängung durch Knochenfragmente

Abb 15.3 Ergebnis einer offenen Einrichtung (Reposition) der Fraktur mit Entfernung der Knochenfragmente (Dekompression) und Wirbelkörperersatz.

Abb 15.4 Stabiles Ausheilungsergebnis ein Jahr nach dem Unfall. Die Schrauben und Stäbe wurden bereits entfernt.

Hintergrund

Die 19-jährigen Patientin hat sich bei einem schweren Autounfall verletzt. Der Unfall passierte bei über 100km/h, so dass eine große Gewalteinwirkung zu dem instabilen Rotationsberstungsbruch mit Zerreißung der Bandscheibe, Wirbelgelenken und der Bänder geführt hat (Abb. 15.1).

Problem

Teile des zerborstenen 3. LWK wurden nach hinten gedrängt und engen den Wirbelkanal ca. 70% ein. Dies führt dazu, dass die Beine der Patientin teilweise gelähmt sind und ein Taubheitsgefühl vorhanden ist. Es besteht schneller Handlungsbedarf. Erste Röntgenbilder und eine CT Untersuchungen dienen der sofortigen Operationsplanung.  Es kommt jetzt vor allem darauf an, Nervengewebe im  Wirbelkanal schnell zu dekomprimieren, d.h. wieder frei zu bekommen.  Dazu müssen die ausgebrochenen Knochenfragmente im Bereich der Wirbelkörperhinterkante entfernt werden (Abb. 15.2).

Lösung

Nach diesen Schritten hat das Nervengewebe im Spinalkanal wieder ausreichend Platz, so dass die Voraussetzungen für eine Erholung der neurologischen Defizite gegeben sind.  Auch in diesem Beispiel wird ein Wirbelkörperersatzimplantat (Titan Cage) gewählt, um eine stabile, knöcherne Heilung (360° Fusion) mit möglichst wenig Korrekturverlust im Verlauf der Nachbehandlung zu ermöglichen (Abb. 15.3).

Nicht alle Patienten erholen sich vollständig von eine inkompletten Querschnittslähmung nach einer Distraktions-/Rotationsverletzungen der Wirbelsäule trotz einer zeitnahen Behandlung. Unsere Patientin kann einige Tage nach der Operation in eine Reha-Klinik verlegt werden, wo sie sich in den kommenden Wochen mit Muskeltraining und Therapie wieder vollständig von den initial vorhandenen neurologischen Defiziten erholt.  Schrauben und Stäbe werden 1 Jahr später entfernt (Abb. 15.4).